Erläuterungen zur Bilanz

Die Bilanz des Bistums Aachen bildet die Vermögenssituation zum 31. Dezember 2015 ab. Auf der Aktivseite der Bilanz wird dargestellt, über welche Vermögenswerte (zum Beispiel Immobilien, Wertpapiere) das Bistum verfügt. Die Passivseite zeigt, welcher Anteil dem Bistum selbst „gehört“ (Eigenkapital) oder anderen Anspruchstellern (zum Beispiel Versorgungsempfängern und Kreditgebern) zuzurechnen ist.

Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich auf die einzelnen Positionen der Bilanz und der Ergebnisrechnung. Die Rechnungslegung für das Bistum Aachen erfolgt nach den Vorgaben des HGB. Gleichwohl ist der Jahresabschluss des Bistums nicht mit dem eines Wirtschaftsunternehmens gleichzusetzen. Besonderheiten der kirchlichen Finanz- und Vermögensstruktur, sofern sie Auswirkung auf die jeweilige Position haben, werden deshalb explizit erläutert.

Aktiva

Sachanlagen
+

Die Sachanlagen umfassen im Wesentlichen die Grundstücke und Gebäude im Eigentum des Bistums Aachen.

Die Gebäude sind mit insgesamt 41,1 Mio. Euro bewertet. Im Wesentlichen sind dies vom Bistum und von anderen kirchlichen Einrichtungen selbst genutzte Gebäude sowie 11 Schulgebäude. An Dritte vermietete Immobilien haben lediglich einen Anteil von 4,5 Prozent am Gesamtwert.

Neben den in der Tabelle aufgeführten Gebäuden besitzt das Bistum land- und forstwirtschaftliche Flächen (rund 178 Hektar) sowie 88 Grundstücke, die im Erbbaurecht auf befristete Zeit an andere Nutzer übertragen wurden. Der Gesamtwert der Grundstücke beläuft sich auf 11,2 Mio. Euro.

Gebäude
Anzahl
Buchwert
Anteil
(TEuro)
(Prozent)
Schulgebäude
11
22.614,5
55,0
Verwaltungsgebäude
18
7.020,4
17,0
Gebäude kirchliche Einrichtungen
22
8.096,0
19,7
Vermietete und verpachtete Gebäude
24
1.854,4
4,5
Kirchen, Kapellen, Klöster
7
1.559,0
3,8
Summe Gebäude
82
41.144,3
100,0
Finanzanlagen
+

Der mit Abstand größte Teil des Bistumsvermögens entfällt auf die Finanzanlagen. Das sind neben einigen primär aufgabenorientierten Unternehmensbeteiligungen vor allem Wertpapiere.

Bei der Auswahl der Kapitalanlagen orientiert sich das Bistum streng an den Zielen Sicherheit und Werterhalt. Zusätzlich wird eine angemessene Rendite angestrebt. Die Anlagerichtlinien des Bistums stellen sicher, dass sowohl der Kapitalerhalt als auch die jederzeitige Zahlungsfähigkeit gewahrt bleiben. Überdies wird auf eine ethisch-nachhaltige Ausrichtung im Sinne der katholischen Kirche geachtet.

Unter ethisch-nachhaltigen Investments werden Vermögensanlagen verstanden, die bei der Nachhaltigkeitsbewertung unter sozialen, ökologischen und Governance-Kriterien ihre ethische Werteorientierung zur Geltung bringen. So sind beispielsweise Anlagen in Unternehmen der Rüstungsindustrie und der Stammzellenforschung oder auch in Staaten, die Menschenrechte systematisch verletzen, grundsätzlich ausgeschlossen.

Das Volumen der Finanzanlagen zum Bilanzstichtag betrug 460,9 Mio. Euro und lag damit um 9,9 Mio. Euro beziehungsweise 2,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Dem steht allerdings ein im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöhtes Umlaufvermögen gegenüber, insbesondere in Form von Guthaben bei Kreditinstituten. Aufgrund der niedrigen Zinsen wurden Neuinvestitionen zeitweise aufgeschoben.

Anlageklasse
Buchwert
Kurswert
Bewertungsreserve
(TEuro)
(TEuro)
(auf Buchwert, in Prozent)
Festverzinsliche Wertpapiere, Darlehen und Rentenfonds
354.482,9
376.695,9
6,3
Immobilienfonds
87.002,0
94.450,7
8,6
Mischfonds
8.082,6
8.176,4
1,2
Aktienfonds
8.284,0
8.501,7
2,6
Gesamt
457.851,6
487.824,7
6,5
Finanzanlagen - Anteile an verbundenen Unternehmen
+

Das Bistum hält Mehrheitsbeteiligungen an drei Unternehmen:

  • Die Einhard Verlag GmbH, Aachen, ist ein Verlag für christliche Literatur und Herausgeber der Kirchenzeitung.

  • Die ZfK Zentralrendantur für Kirchengemeinden GmbH, Aachen, agiert als Dienstleister für Buchhaltungsaufgaben für Kirchengemeinden, Orden und Stiftungen.

  • Die St.Angela-Schulgesellschaft mbH ist die Trägergesellschaft der St.Angela-Schule in Düren.

Die Anteile an den drei Gesellschaften werden mit einem Erinnerungswert von je 1 Euro unter der Position „Anteile an verbundenen Unternehmen“ (A. III. 1.) geführt. Die Zentralrendantur arbeitete 2015 mit einem leicht positiven Ergebnis. Der Einhard Verlag schloss 2015 mit einem positiven Jahresergebnis ab, die St. Angela-Schulgesellschaft mit einem Verlust.

Beteiligungen
Beteiligung
Buchwert
(Prozent)
(TEuro)
Einhard Verlag GmbH, Aachen (1 Euro)
100,00
0
ZfK Zentralrendantur für Kirchengemeinden GmbH, Aachen (1 Euro)
100,00
0
St. Angela-Schulgesellschaft mbH, Düren (1 Euro)
60,00
0
Genossenschaftsanteile an der Pax-Bank e.G., Köln
4,72
1.030,0
Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Bildung F.W.B. GmbH, Düssekdorf
20,00
5,5
Katholische Hochschule GmbH, Köln
20,00
5,1
Weltbild Verlag GmbH, Augsburg (1 Euro)
4,20
0
Gesamt
1.040,6
Finanzanlagen - Sonstige Ausleihungen und Minderheitsbeteiligungen
+

Unter die Bilanzposition III. 3. fallen verschiedene Darlehen und Ausleihungen in Höhe von 2,0 Mio. Euro. Rund 1,0 Mio. Euro entfällt auf die folgenden Minderheitsbeteiligungen:

  • An der Pax-Bank e. G., Köln, einer 1917 gegründeten genossenschaftlich organisierten kirchlichen Bank, hält das Bistum 4.120 Genossenschaftsanteile zum Nennwert von je 250 Euro.

  • Die Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Wissenschaft und Bildung F.W.B.GmbH, Düsseldorf, ist die Trägergesellschaft des Instituts für Lehrerfortbildung in Mülheim an der RuhrGesellschafter sind die nordrhein-westfälischen (Erz-)Bistümer.

  • Die Katholische Hochschule GmbH, Köln, ist eine Einrichtung der (Erz-)Bistümer Paderborn, Münster, Essen, Aachen, Köln und TrierAls staatlich anerkannte Hochschule finanziert sie sich aus Zuschüssen der öffentlichen Hand und der Gesellschafter sowie aus Teilnehmerbeiträgen und Drittmitteln.

  • Die Beteiligung an der Verlagsgruppe Weltbild GmbH ist auf einen Erinnerungswert von 1 Euro abgeschrieben. Die Verlagsgruppe befindet sich in Insolvenz.

Finanzanlagen - Wertpapiere
+

Die Wertpapieranlagen entfallen zu rund 77 Prozent auf festverzinsliche Anlagen und Rentenfonds. Immobilienfonds haben einen Anteil von 19 Prozent. Aktien- und Mischfonds sind mit knapp 4 Prozent enthalten.

Zum Bilanzstichtag lagen die Marktwerte der Wertpapiere insgesamt um 6,5 Prozent über den in der Bilanz ausgewiesenen Buchwerten. Bei den festverzinslichen Wertpapieren ist dies auf die aktuelle Niedrigzinsphase zurückzuführen. Da die Papiere in der Regel bis zur Fälligkeit gehalten werden, bauen sich die Bewertungsreserven im Zeitverlauf automatisch zum Fälligkeitstermin ab. Das Bistum profitiert zwischenzeitlich von der Verzinsung, die oberhalb des Marktniveaus für eine Wiederanlage liegt.

Umlaufvermögen
+

Die ausgewiesenen Forderungen bestehen in erster Linie gegenüber den Finanzbehörden in Höhe von 7,9 Mio. Euro für die Kirchensteuereinnahmen aus Dezember 2015, die erst im Jahr 2016 abgerechnet wurden. Zudem bestehen Forderungen gegen kirchliche Einrichtungen und Kirchengemeinden.

Die Sonstigen Vermögensgegenstände umfassen vor allem Forderungen aus Zinsansprüchen in Höhe von 5,4 Mio. Euro.

Die Guthaben bei Kreditinstituten lagen zum Bilanzstichtag bei rund 183,1 Mio. Euro. Das Bistum benötigt eine hohe Liquidität, um laufende Zahlungen für Gehälter sowie die regelmäßigen Zuweisungen an die Kirchengemeinden zu leisten. Zudem waren zum Bilanzstichtag wegen der niedrigen Kapitalmarktzinsen größere Beträge kurzfristig im Umlaufvermögen angelegt.

Passiva

Eigenkapital
+

Das Eigenkapital des Bistums Aachen setzt sich zusammen aus dem Zweckkapital, dem Eigenkapital im engeren Sinne, und verschiedenen Rücklagen sowie dem Bilanzgewinn aus der Ergebnisrechnung. Die Eigenkapitalquote, also der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme, lag im Jahr 2015 bei 54,2 Prozent und damit nur minimal unter dem Vorjahreswert von 54,3 Prozent.

Eigenkapital - Zweckkapital
+

Das Zweckkapital des Bistums ist mit dem Stamm- beziehungsweise Grundkapital eines Wirtschaftsunternehmens vergleichbar. Die Höhe des Zweckkapitals wird immer im Zuge der Aufstellung der Bilanz anhand der bisherigen Vermögensrechnung ermittelt. Mit 86,2 Mio. Euro ist es seit 2005 unverändert.

Eigenkapital - Rücklagen und Fonds
+

Rücklagen und Fonds gehören zwar zum Eigenkapital, sind aber überwiegend für festgelegte Zwecke vorgesehen. Damit stellt das Bistum die Erfüllbarkeit künftiger Aufgaben sicher.

Die Rücklagen lagen zum 31. Dezember 2015 bei 305 Mio. Euro. Der Anstieg um 25,3 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr ergibt sich aus der Verwendung des Jahresüberschusses. Damit wird insbesondere sichergestellt, dass die für die nächsten Jahre zugesicherten Schlüsselzuweisungen stabil gehalten werden und die dortigen Aufgaben nachhaltig umgesetzt werden können.

Über die Bistumsrücklage werden, neben verschiedenen Projekten, Schwankungsrisiken bei den Erträgen und andere Risiken abgedeckt. Zudem sind in der Bistumsrücklage sogenannte Fonds mit zweckgebundenem Kapital für spezielle Aufgaben enthalten, zum Beispiel der Solidaritätsfonds für Arbeitslose, ein Migrationsfonds sowie ein Fonds für Exerzitienarbeit. Insgesamt beläuft sich das Volumen für sieben Fonds auf 5,1 Mio. Euro (Vorjahr: 5,1 Mio. Euro).

Das Bistum Aachen hat das strategische Ziel, Rücklagen in Höhe eines Jahreshaushalts aufzubauen. Die Zuführungen zu den Rücklagen aus dem Jahresüberschuss sind ein weiterer Schritt zur Zielerreichung.

Rücklagen und Fonds
2015 
2014
(TEuro)
(TEuro)
Kirchengemeindlicher Bereich
127.954,2
114.954,2
Bistum
96.505,8
84.176,3
Caritas
10.060,0
10.060,0
Verbände
4.980,5
4.980,5
Altersversorgung
63.347,6
63.347,6
Freie Rücklagen
2.140,0
2.140,0
Summe
304.988,2
279.658,7
Eigenkapital - Bilanzgewinn
+

Nach dem Beschluss des Kirchensteuerrats zur Verwendung des Jahresüberschusses verbleibt ein Bilanzgewinn von 132.500 Euro, der auf das Folgejahr übertragen wird.

Sonderposten aus Zuweisungen und Zuschüssen
+

Der Sonderposten aus Zuweisungen und Zuschüssen zur Finanzierung des Anlagevermögens umfasst Mittel aus Spenden und ähnlichen Zuwendungen, die für festgelegte Zwecke geleistet wurden. Er wird entsprechend den Abschreibungen der finanzierten Anlagegüter schrittweise aufgelöst.

Rückstellungen
+

Der Großteil der bilanziellen Rückstellungen entfällt auf die Pensionsrückstellungen, welche die Versorgungsansprüche der Geistlichen und der in einem beamtenähnlichen Verhältnis bei der Diözese Beschäftigten sowie weiterer Personen decken. Zum 31. Dezember 2015 waren die zukünftigen Leistungen an 709 Versorgungsanwärter und 916 Versorgungsempfänger abzubilden. Auf Grundlage versicherungsmathematischer Gutachten und gesetzlicher Vorgaben wird das Volumen für die Pensionsrückstellung jährlich neu berechnet. 2015 wurde die Pensionsrückstellung aufgrund des geänderten Rechnungszinses (Senkung von 4,53 auf 3,89 Prozent) um 19,9 Mio. Euro beziehungsweise 8,5 Prozent angehoben.

Zusammen mit der entsprechenden Rücklage waren zum Bilanzstichtag 317,2 Mio. Euro an Kapital für die Altersversorgungsleistungen gebunden.

Die sonstigen Rückstellungen beliefen sich zum 31. Dezember 2015 auf insgesamt 45,6 Mio. Euro. Größter Einzelposten ist die Rückstellung für das Kirchensteuerclearing. Das Clearingverfahren ist ein komplexes Umverteilungssystem zur sachgerechten Zuordnung der Kirchensteuer. Die Lohnsteuer eines Beschäftigten und damit auch die Kirchensteuer wird vom Arbeitgeber an das Betriebsstättenfinanzamt abgeführt. Dieses leitet die Kirchensteuer an die Diözese weiter, in der das Finanzamt liegt. Die Kirchensteuer steht aber der Wohnortdiözese eines Kirchensteuerpflichtigen zu und wird deshalb im Clearingverfahren neu zugeordnet.

Im Zuge der Endabrechnung der Kirchensteuerverteilung hat das Bistum Aachen seit Jahren regelmäßig Rückerstattungen zu leisten. Da die Abrechnung stets um vier Jahre zeitverzögert erfolgt, sind entsprechende Rückstellungen über die zu erwartenden Rückzahlungsbeträge zu bilden.

Sonstige Rückstellungen
2015
2014
(TEuro)
(TEuro)
Clearing Kirchensteuer
32.125,1
31.237,8
Altersteilzeit
4.314,0
6.108,9
KZVK
0,0
730,7
Urlaub, Mehrarbeit, Nachversicherung, Berufsgenossenschaft
2.022,4
2.000,8
Übrige
7.135,7
3.419,2

45.597,2
43.497,3
Verbindlichkeiten
+

Mehr als die Hälfte der Verbindlichkeiten (15,4 Mio. Euro) besteht gegenüber kirchlichen Einrichtungen, insbesondere für bereits zugesagte Zuschüsse für Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen. Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten betragen rund 4 Mio. Euro. Noch abzuführende Lohnsteuer als Teil der sonstigen Verbindlichkeiten beläuft sich auf rund 2,4 Mio. Euro.